• "PETER BIEN", "KAZANTZAKIS", "POLITICS OF THE SPIRIT".
    Princeton, New Jersey: Princeton University Press, xvii-xxiv.

    CHRONOLOGIE*

    • 1883. Kazantzakis kommt am 18. Februar jul./3. März greg. in Heraklion auf dem damals osmanisch besetzten Kreta zur Welt. Sein Vater Michalis, war Händler für landwirtschaftliche Erzeugnisse und Wein und stammte aus Varvaroi, wo heute das Kazantzakis-Museum sich befindet. Michalis wird erst viel später zu einem der Vorbilder für die Hauptfigur des Kapitän Michalis im gleichnamigen Roman.
    • 1889. Kretische Revolutionäre scheitern in ihrem Versuch, die Insel von den Türken zu befreien. Die Familie Kazantzakis flieht für sechs Monate nach Griechenland.
    • 1897-1898. Eine weitere Kretische Rebellion, die diesmal von Erfolg gekrönt ist. Nikos wird sicherheitshalber nach Naxos geschickt, wo er eine von französischen Mönchen geleitete Schule besucht. So setzte sich die Liebe für die französische Sprache bei ihm fest.
    • 1902. Nach Abschluss seiner schulischen Ausbildung in Heraklion zieht Kazantzakis nach Athen um Jura zu studieren.
    • 1906. Bereits vor dem Abschluss seines Studiums publiziert er den Essay "Die Krankheit des Jahrhunderts ", und den Roman "Schlange und Lilie"; außerdem schreibt er das Theaterstück "Ximeronei (Es tagt)".
    • 1907. Das Werk "Es tagt " erhält einen Dramapreis, wird in Athen aufgeführt und sorgt für Furore. Der junge Kazantzakis wird über Nacht berühmt. Er beginnt seine journalistische Karriere und wird zum Freimaurer geweiht. Im Oktober nimmt er ein Aufbaustudium in Paris auf, wo er weiterhin als Journalist und Schriftsteller wirkt.
    • 1908. In Paris besucht er Vorlesungen von Henri Bergson, liest Nietzsche und beendet den Roman "Spasmenes Psyches (Gebrochene Seelen)".
    • 1909. Er schließt seine Dissertation über Nietzsche ab und schreibt das Drama "O Protomastoras (Der Werkmeister)" . Auf seiner Rückreise nach Kreta über Italien publiziert er seine Dissertation, die einaktige Tragödie "Komödie" und den Essay "I epistimi chreokopise? (Ist die Wissenschaft bankrott? )" Als Vorsitzender der Gesellschaft Dionysios Solomos in Heraklion, einer Interessengruppe, die sich für die Durchsetzung der Demotiki (d.h. der Volkssprache) in der Schule und die Abschaffung der puristischen Sprache "Katharevousa" einsetzte, schreibt Kazantzakis ein langes Manifest über die Sprachreform, das in einer Athener Zeitschrift veröffentlicht wird.
    • 1910. In seinem Essay mit dem Titel "Für unsere Jugend" feiert er Ion Dragoumis, einen weiteren Anhänger der Demotiki, als Propheten, der Griechenland in eine neue glanzvolle Zukunft führen wird, da er fest glaubt, dass das Land sich aus den Fesseln seiner ruhmvollen antiken Vergangenheit befreien sollte. Kazantzakis zieht mit Galatea Alexiou , einer Schriftstellerin und Intellektuelle aus Heraklion, in Athen zusammen, ohne sie zu heiraten. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Übersetzungen aus dem Französischen, Deutschen, Englischen und Altgriechischen. Er wird Mitbegründer der Assoziation für Bildung, der wichtigsten Interessengruppe für die Demotiki.
    • 1911. Er heiratet Galatea.
    • 1912. Mit einem vor Mitgliedern der Assoziation für Bildung gehaltenen Vortrag führt er griechische Intellektuelle in Bergsons Philosophie ein; der Vortrag wird später im Bulletin der Assoziation veröffentlicht . Mit dem Ausbruch des ersten Balkankriegs meldet er sich freiwillig zur Armee und arbeitet im persönlichen Büro des Premierministers Eleftherios Venizelos.
    • 1914. Er und Aggelos Sikelianos besuchen den Heiligen Berg Athos, wo sie vierzig Tage lang in verschiedenen Klöstern sich aufhalten. Dort liest er Dante, Buddha und die Evangelien. Er und Sikelianos träumen von der Gründung einer neuen Religion. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Verfasser von Kinderbüchern in Zusammenarbeit mit Galatea.
    • 1915. Er bereist Griechenland, wieder in Begleitung von Sikelianos. In seinem Tagebuch heißt es: "Meine drei großen Lehrer: Homer – Dante – Bergson". Er zieht sich in ein Kloster zurück und beendet ein Buch, das nicht mehr vorhanden ist, möglicherweise über den Heiligen Berg Athos. Er schreibt in sein Tagebuch, wie sein Lebensmotto lautet: "Come l' uom s' etterna" ("wie der Mensch sich selbst retten kann", aus Dantes "Inferno", XV.85). Höchstwahrscheinlich verfasst er die erste Fassung der Theaterstücke "Christ", "Odysseus" und "Nikiforos Fokas"
      . Im Oktober reist er nach Thessaloniki, um einen Vertrag zur Holzabfuhr vom Berg Athos zu unterschreiben. Dort wird er Zeuge der Ausschiffung der britischen und französischen Streitkräfte, die an der Front von Thessaloniki im Ersten Weltkrieg kämpfen werden. In demselben Monat, während er Tolstoi liest, kommt er zum Schluss, dass Religion wichtiger als Literatur ist und gelobt er sich, an dem Punkt zu beginnen, wo Tolstoi aufgehört hat.
    • 1917. Aufgrund des hohen Bedarfs an – auch minderwertiger - Kohle während des Krieges stellt Kazantzakis einen Arbeiter ein, der Giorgis Sorbas heißt, und versucht ein Braunkohlebergwerk auf dem Peloponnes zu betreiben. Diese Erfahrung in Kombination mit dem Projekt der Holzabfuhr vom 1915 lieferte ihm viel später die Vorlage für den Roman "Alexis Sorbas. Abenteuer auf Kreta". Im September zieht er in die Schweiz, wo Giannis Stavridakis, der griechische Botschafter in Zürich, ihn freundlich aufnimmt.
    • 1918. In der Schweiz macht er eine Pilgerfahrt durch die Orte, die mit Nietzsche in Verbindung stehen. Er liiert sich mit noch einer griechischen Intellektuellen namens Elli Lambridi.
    • 1919. Premierminister Eleftherios Venizelos beruft ihn zum Amt des Generaldirektors des Ministeriums für Soziales, und beauftragt ihn, die Repatriierung von 150.000 Griechen, die im Kaukasus von den Bolschewiken vertrieben werden, zu organisieren. Im Juli reist er mit seinen Mitarbeitern ab, darunter auch Stavridakis und Sorbas. Im August begibt er sich nach Versailles, um Venizelos Bericht zu geben, der dort an den Friedensverhandlungen teilnimmt. Im Anschluss besucht er Makedonien und Thrakien, um die Niederlassung der Flüchtlinge in den Dörfern zu beaufsichtigen. Diese Erlebnisse werden viele Jahre später in den Roman "Griechische Passion" einfließen.
    • 1920. Der Mord an Ion Dragoumis am 31. Juli jul. bestürzt Kazantzakis. Nach der Niederlage von Venizelos' "Liberaler Partei" bei den November-Wahlen tritt er von seinem Amt beim Ministerium für Soziales zurück und reist nach Paris ab.
    • 1921. Auf der Rückfahrt nach Griechenland im Februar reist er durch Deutschland.
    • 1922. Der Abschluss eines Vorvertrags mit einem Athener Verlag über eine Reihe von Schulbüchern ermöglicht es ihm, Griechenland erneut zu verlassen. Er hält sich vom 19. Mai bis Ende August in Wien auf. Dort erkrankt er an einem Ekzem im Gesicht, das der Arzt Wilhelm Stekel, dissidenter Freudianer, als "Heiligenkrankheit" bezeichnet. Im dekadenten Wien der Nachkriegszeit studiert er die heiligen Schriften des Buddhismus und arbeitet an einem Theaterstück über das Leben Buddhas. Nebenbei studiert er Freud und konzipiert das Werk "Askese. Salvatores Dei". Im September, als er sich in Berlin aufhält, erfährt er von der Niederlage Griechenlands gegen die Türken in Kleinasien. Er verlässt seine alten nationalistischen Ideen und schließt sich den kommunistischen Revolutionären an. Rahel Lipstein-Minc , mit ihrem Kreis aus radikalen jungen Frauen übt einen enormen Einfluss auf ihn. Er zerreißt sein unvollendetes Werk "Buddha" und nimmt es auf neuer Basis wieder in Angriff. Er beginnt an der Askese zu schreiben, die einen Versuch darstellt, den kommunistischen Aktivismus mit der buddhistischen Ergebung in Einklang zu bringen. Er träumt von einer Übersiedlung in die Sowjetunion und lernt Russisch.
    • 1923. Die Zeit in Wien und Berlin ist gut dokumentiert, dank seiner zahlreichen Briefe an Galatea , die weiterhin in Athen lebt. Kazantzakis beendet im April die Askese und nimmt wieder die Arbeit am "Buddha" auf. Im Juni pilgert er nach Naumburg, der Heimatstadt von Nietzsche.
    • 1924. Er verbringt drei Monate in Italien und besucht Pompeji, das zu einem seiner immer wiederkehrenden Symbole wird. Anschließend lässt er sich in Assisi nieder, wo er "Buddha" beendet, und bekennt sich der Lehre des Hl. Franz von Assisi, der er lebenslang treu bleibt. Sobald er nach Athen zurückkehrt, lernt er Eleni Samiou kennen. In Heraklion wird er der geistige Führer einer kommunistischen Gruppe aus enttäuschten Flüchtlingen und Veteranen des missglückten Kleinasien-Feldzugs. Er arbeitet an einer Fassung der "Odyssee" und möglicherweise verfasst er "Symposium".
    • 1925. Sein politisches Engagement führt zu seiner Festnahme, er wird jedoch nur für 24 Stunden in Haft gehalten. Er schreibt an den Gesängen 1-6 der "Odyssee". Seine Beziehung mit Eleni Samiou vertieft sich. Im Oktober reist er in die Sowjetunion als Korrespondent der Athener Zeitung "Eleftheros Logos" ab, in der er seine Eindrücke in einer Reihe von Artikeln publiziert.
    • 1926. Er lässt sich von Galatea scheiden, die aber ihre Karriere unter dem Nachnamen Kazantzakis fortführt, auch nachdem sie wieder heiratet. Kazantzakis reist als Korrespondent nach Palästina und Zypern. Im August fährt er nach Spanien, um mit dem Diktator Primo de Rivera ein Interview zu führen. Im Oktober befindet er sich in Rom für ein Interview mit Mussolini. Im November lernt er Pantelis Prevelakis kennen, seinen künftigen Schüler, Literaturagent, Vertrauten und Biograf.
    • 1927. Er besucht Ägypten und Sinai, wieder in der Funktion des Zeitungskorrespondenten. Im Mai zieht er sich auf Ägina zurück, um die "Odyssee" zu beenden. Anschließend verfasst er fieberhaft Dutzende von enzyklopädischen Einträgen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dann stellt er seine in Form von Artikeln verfassten Reiseeindrücke zum ersten Band von "Taksidevondas (Auf der Reise)" zusammen. In der Zeitschrift "Anagennisi (Renaissance)" von Dimitrios Glinos wird die "Askese" veröffentlicht. Ende Oktober reist er noch einmal in die Sowjetunion, diesmal als Gast der sowjetischen Regierung zum 10. Jahrestag der Oktoberrevolution. Er trifft Henri Barbusse. Er hält eine zündende Rede auf einem Friedenssymposium. Im November lernt er Panait Istrati kennen, einen griechisch-rumänischen Schriftsteller, der seinerzeit in Frankreich in aller Munde war. In Begleitung von Istrati und anderer bereist er Kaukasus. Die zwei Freunde geloben sich gegenseitig, ein Leben politischen und geistigen Engagements in der Sowjetunion zu führen. Im Dezember bringt Kazantzakis Istrati nach Athen und stellt ihn mit einem Zeitungsartikel dem griechischen Publikum vor.
    • 1928. Am 11. Januar halten Kazantzakis und P. Istrati eine das sowjetische Experiment lobende Rede vor einer großen Versammlung im Alhabra Theater. Kazantzakis und Glinos, die die Veranstaltung organisierten, wird eine Anzeige angedroht, und Istrati die Deportation. Im April trifft sich Kazantzakis mit Istrati wieder in der Sowjetunion , in Kiew, wo der erste an einem Drehbuch über die Russische Revolution arbeitet. In Juni lernen Kazantzakis und Istrati in Moskau Gorki kennen. Kazantzakis ändert das Ende der "Askese", indem er das Kapitel "Stille" hinzufügt. Er schreibt Artikel der "Prawda" über die sozialen Bedingungen in Griechenland sowie ein weiteres Drehbuch, diesmal über das Leben von Lenin. Auf dem Weg nach Murmansk mit Istrati kommt er in Leningrad vorbei und lernt Victor Serge kennen. Im Juli wird in der Zeitschrift "Monde" von Barbusse ein Text von Istrati veröffentlicht, in dem er Kazantzakis porträtiert; das ist das erste Mal, dass Kazantzakis der europäischen Leserschaft vorgestellt wird. Ende August unternimmt Kazantzakis und Istrati, gemeinsam mit Eleni Samiou und Bilili Baud-Bovy, eine lange Reise in den Süden der Sowjetunion mit dem Ziel, eine Artikel-Reihe mit dem Titel "Akolouthontas to kokkino asteri (Dem roten Stern folgend)" gemeinsam zu verfassen. Die zwei Freunde werden einander jedoch allmählich fremd. Ihre Auseinandersetzung spitzt sich im Dezember aufgrund der "Russakov-Angelegenheit" zu, d.h. der Verfolgung von Victor Serge und seinem Schwiegervater, Russakov, als Trotskisten. In Athen werden Kazantzakis' Reiseeindrücke in zwei Bänden herausgegeben.
    • 1929. Kazantzakis führt seine Reise kreuz und quer durch die Sowjetunion nun allein fort. Im April reist er nach Berlin ab, wo er Vorträge über die Sowjetunion hält und versucht, Artikel zu publizieren. Im Mai lässt er sich auf einem abgelegenen Bauernhof in der Tschechoslowakei nieder, um den Roman "Moscou a crie", den er später in "Toda-Raba" umbenennt, auf Französisch zu schreiben. Das Buch erzählt von Kazantzakis' turbulenten Erlebnissen in der Sowjetunion, nur minimal verändert. Außerdem beendet er einen Roman auf Französisch mit dem Titel "Kapetan Elia", einen der vielen Vorboten von "Freiheit oder Tod". Das sind seine ersten Versuche, in Westeuropa Karriere zu machen. Zur gleichen Zeit überarbeitet er die "Odyssee", um sie seinen revidierten Ansichten über die Sowjetunion anzupassen.
    • 1930. Um Geld zu verdienen, schreibt er eine zweibändige "Geschichte der russischen Literatur", die in Athen herausgegeben wird. Die griechischen Behörden drohen ihm an, ihn wegen Atheismus vor Gericht zu bringen. Kazantzakis hält sich im Ausland auf, zunächst in Paris und dann in Nizza, und übersetzt Kinderbücher aus dem Französischen im Auftrag von Athener Verlagen.
    • 1931. Nach seiner Rückkehr nach Griechenland lässt er sich auf Ägina nieder und arbeitet an einem französisch-griechischen Wörterbuch (in Demotiki und Katharevousa). Im Juni besucht er die Pariser Kolonialausstellung, die ihm frische Ideen für die Gestaltung der afrikanischen Szenen der Odyssee gibt, deren dritte Fassung er in seinem Unterschlupf in der Tschechoslowakei zu Ende schreibt.
    • 1932. Kazantzakis und Prevelakis planen eine Zusammenarbeit in der Verfassung von Drehbüchern und in Übersetzungen, um aus der finanziellen Misere herauszukommen. Das Projekt stellt sich im Großen und Ganzen als Fehlschlag heraus. Kazantzakis übersetzt unter anderem Dantes ganze Göttliche Komödie in griechische Terzina innerhalb von 45 Tagen. Er zieht nach Spanien in einem Versuch, dort seine Karriere zu verfolgen. Als Erstes übersetzt er spanische Lyrik für eine Anthologie.
    • 1933. Er schreibt seine Eindrücke von Spanien nieder. Er beendet die Terzina über seinen "General", El Greco, dem Ansatzpunkt für seine spätere Autobiografie "Rechenschaft vor El Greco". In Spanien kann er sich kaum über Wasser halten, er kehrt daher nach Ägina zurück, wo er an der vierten Fassung der "Odyssee" arbeitet. Er revidiert seine Dante-Übersetzung und verfasst eine Reihe von Terzinen.
    • 1934. Um Geld zu verdienen, verfasst er drei Schulbücher für die 2. und 3. Klasse. Eines davon wird vom Bildungsministerium ausgewählt, was seine finanziellen Probleme für einige Zeit lösen wird.
    • 1935. Nach der Vollendung der fünften Fassung der "Odyssee" fährt er nach Japan und China ab, um weitere Eindrücke niederzuschreiben. Sobald er zurückkehrt, kauft er Land auf Ägina.
    • 1936. Im Rahmen seiner Bestrebung, im Ausland Karriere zu machen, verfasst er den Roman "Der Felsengarten" auf Französisch, der Elemente von seinen jüngsten Erlebnissen im Fernen Osten enthält. Außerdem beendet er eine neue Fassung des Themas von "Freiheit oder Tod", die er "Mon Pere (Mein Vater)" betitelt. Um Geld zu verdienen, übersetzt er Pirandellos "Questa sera si recita a soggetto (Heute Abend wird aus dem Stegreif gespielt)" für das Nationaltheater. Danach verfasst er "Othello kehrt zurück", ein eigenes Theaterstück im Stil Pirandellos, das während seines Lebens unbekannt bleibt. Anschließend übersetzt er den ersten Teil von Goethes "Faust" . Im Oktober und November befindet er sich als Korrespondent der Zeitung "Kathimerini" im vom Krieg erschütterten Spanien; er interviewt Franco und Unamuno. Sein Haus auf Ägina wird vollendet. Es ist sein erstes permanentes Zuhause.
    • 1937. Auf Ägina beendet er die sechste Fassung der Odyssee . Es erscheint sein Buch mit Reiseeindrücken aus Spanien. Im September reist er durch den Peloponnes. Seine Eindrücke werden in der Form von Artikeln publiziert, später werden sie zum Werk "Taksidi sto Moria (Reise nach Morea)" zusammengestellt. Er verfasst die Tragödie "Melissa " für das Nationaltheater.
    • 1938. Nach der Vollendung der achten und letzten Fassung der "Odyssee" überwacht er den Druck einer aufwendigen Ausgabe des Epos. Das Buch kommt Ende Dezember heraus. Er leidet erneut an dem Ekzem, an dem er 1922 in Wien erkrankt hatte.
    • 1939. Er konzipiert noch ein Epos in 33.333 Versen, der "Akritas" heißen soll. Zwischen Juli und November hält er sich in England als Gast des British Council auf. Während seines Aufenthalts in Stratford-on-Avon verfasst er die Tragödie "Julianus Apostata" .
    • 1940. Er verfasst das Werk "England" und nimmt den Entwurf von "Akritas" und die Revidierung von "Mon pere" wieder auf. Um Geld zu verdienen, schreibt er romanhafte Biografien für Kinder. Der Einmarsch Mussolinis in Griechenland im Oktober bringt ihn erneut in Konflikt mit sich selbst bezüglich des griechischen Nationalismus.
    • 1941. Während die Deutschen das griechische Festland und anschließend Kreta einnehmen, nimmt Kazantzakis in seinem Kummer Zuflucht zum Schreiben.Er beendet die erste Fassung des Dramas "Buddha", revidiert seine Dante-Übersetzung und beginnt einen neuen Roman, der "Sorbas' Heiligengeschichte" ursprünglich hieß.
    • 1942.Während der Dauer des Kriegs ist er auf Ägina isoliert und gelobt sich, die Schriftstellerei aufzugeben und so schnell wie möglich in die Politik zurückzukehren. Die Deutschen genehmigen ihm eine kurze Reise nach Athen, wo er sich mit Professor Giannis Kakridis trifft. Sie einigen sich auf eine Zusammenarbeit für eine neue Übersetzung von Homers Ilias . Zwischen August und Oktober beendet Kazantzakis die erste Fassung und entwirft einen neuen Roman über Christus mit dem Titel "T' Apomnimoneumata tou Christou (Die Memoiren Christi)", der den Ansatzpunkt des künftigen Romans "Die letzte Versuchung Christi darstellt".
    • 1943. Trotz der Entbehrungen, die die deutsche Besatzung mit sich bringt, arbeitet Kazantzakis fieberhaft und beendet die zweite Fassung von "Buddha", "Alexis Sorbas" und die Übersetzung der "Ilias". Anschließend verfasst er eine neue Version der "Prometheus" -Trilogie von Aischylos.
    • 1944. Im Frühling und Sommer verfasst er die Theaterstücke "Kapodistrias" und "Konstantinos Palailogos". Diese Werke, einschließlich der "Prometheus"-Trilogie, decken den Zeitraum von der Antike über die Byzanz bis zum modernen Griechischen Staat ab. Nach dem Abzug der deutschen Besatzungstruppen siedelt Kazantzakis nach Athen über, wo Tea Anemogianni ihn freundlich aufnimmt. Er erlebt die Phase des Bürgerkriegs mit, die als Dekemvriana (Dezember-Ereignisse) bekannt ist.
    • 1945. Er hält sein Versprechen in die Politik zu gehen und wird zum Anführer einer kleinen sozialistischen Partei, die darauf abzielt, alle Splittergruppen der nicht-kommunistischen Linken zu vereinen. Er kandidiert für eine Stelle bei der Athener Akademie und verliert nur um zwei Stimmen. Die Regierung entsendet ihn als Sachverständigen nach Kreta zur Anfertigung eines Gutachtens über die von den Deutschen dort verübten Gräuel. Im November heiratet er seine treue Gefährtin, Eleni Samiou, und wird als Minister ohne Geschäftsbereich in der Koalitionsregierung von Sofoulis vereidigt.
    • 1946. Nach der Vereinigung der sozialdemokratischen Parteien tritt Kazantzakis von seinem Ministeramt zurück. Am 25. März, dem Nationalfeiertag für den Beginn des Unabhängigkeitskriegs in Griechenland, findet die Uraufführung seines Theaterstücks "Kapodistrias" im Nationaltheater statt. Die Aufführung sorgt für Aufruhr; ein rechtsradikaler Nationalist droht, das Theater in Flammen zu setzen. Die Gesellschaft Griechischer Autoren schlägt Kazantzakis und Sikelianos für den Nobelpreis vor. Im Juni geht er nur für einen 40-tägigen Aufenthalt ins Ausland, der sich jedoch bis zu seinem Tode hinauszieht. In England versucht er die britischen Intellektuellen dazu zu bewegen, mit ihm eine "Internationale des Geistes" zu gründen; sie zeigen kein Interesse. Der British Council bietet ihm ein Zimmer in Cambridge an, wo er den Sommer am Schreiben eines Romans mit dem Titel "O Aniforos (Der Aufstieg)" verbringt, der einen weiteren Vorboten von "Freiheit oder Tod" darstellt. Im September zieht er als Gast der Französischen Regierung nach Paris. Die politische Lage in Griechenland lässt ihm keine andere Wahl als im Ausland zu bleiben. Er leitet die französische Übersetzung von "Alexis Sorbas" in die Wege.
    • 1947. Der schwedische Intellektuelle und Regierungsfunktionär übersetzt "Alexis Sorbas". Nachdem er seine Beziehungen spielen ließ, wird er zu einem Posten bei der UNESCO berufen, mit der Aufgabe, Übersetzungen internationaler klassischer Literaturwerke zu fördern, um Brücken zwischen den verschiedenen Kulturen und insbesondere zwischen Ost und West zu schlagen. Er selbst übersetzt sein Werk "Julianus Apostata". Sorbas kommt in Paris heraus.
    • 1948. Er übersetzt seine eigenen Theaterstücke weiter. Im März tritt er von seinem Posten bei der UNESCO zurück, um sich der Schriftstellerei ganz hinzugeben. "Julianus" wird in Paris ein einziges Mal aufgeführt. Kazantzakis und Eleni ziehen nach Antibes um, dort verfasst er auf der Stelle das Theaterstück "Sodom und Gomorrha". Verleger in England, USA, Schweden und der Tschechoslowakei genehmigen die Herausgabe von "Alexis Sorbas". Kazantzakis verfasst innerhalb von drei Monaten die erste Fassung des Romans "Griechische Passion" und beschäftigt sich noch zwei Monate mit dessen Revidierung.
    • 1949. Er schreibt an einem neuen Roman, der Novelle "Brudermörder". Es folgen zwei Theaterstücke, "Kouros" und "Christoph Kolumbus". Das Ekzem im Gesicht tritt wieder auf; er geht in Kur nach Vichy. Im Dezember beginnt er den Roman "Freiheit oder Tod" zu schreiben.
    • 1950.Dieser Roman beschäftigt ihn bis Ende Juli. Im November beginnt er "Die Letzte Versuchung Christi". Mittlerweile sind "Sorbas" und "Griechische Passion" in Schweden erschienen.
    • 1951. Er beendet die erste Fassung der Letzten Versuchung
      , die er nach der Revidierung seines Werks "Konstantinos Palaiologos" korrigiert. Die "Griechische Passion" erscheint in Norwegen und Deutschland.
    • 1952. Der Erfolg bringt andere Probleme mit sich: Kazantzakis beschäftigt sich einerseits immer mehr mit Übersetzern und Verlegern aus verschiedenen Ländern. Andererseits leidet er immer mehr an seiner Gesichtserkrankung. Zusammen mit Eleni verbringt er den Sommer in Italien, wo er seinen Lieblingsort Assisi in vollen Zügen genießt. Wegen einer ernsthaften Entzündung im Auge landet er in einem Krankenhaus in den Niederlanden. Dort studiert er während seiner Erholung das Leben von Hl. Franz von Assisi. Seine Romane werden weiterhin in Großbritannien , Schweden , Dänemark , Norwegen , den Niederlanden, Finnland , Deutschland herausgebracht, nicht jedoch in Griechenland.
    • 1953. Immer noch an der Augenentzündung leidend wird er ins Krankenhaus eingewiesen (er wird blind auf seinem rechten Auge). Aus der Untersuchung ergibt sich, dass die chronischen Symptome im Gesicht auf eine Funktionsstörung der Lymphe zurückgehen müssen. Zurück in Antibes verbringt er einen Monat mit Giannis Kakridis, währenddessen sie ihre "Ilias" Übersetzung zur Vollendung bringen. Er verfasst den Roman "Mein Franz von Assisi" . In Griechenland versucht die Orthodoxe Kirche, die Verfolgung von Kazantzakis in die Wege zu leiten. Man beschuldigt ihn des Sakrilegs aufgrund einiger Seiten aus "Freiheit oder Tod" und der ganzen "Letzten Versuchung
      ", obwohl die letzte auf Griechisch noch nicht erschienen ist. "Sorbas" erscheint in New York .
    • 1954. Der Papst setzt "Die letzte Versuchung Christi
      " auf den Index der verbotenen Bücher. Kazantzakis schickt ein Telegramm an den Vatikan mit den Worten des christlichen Apologeten Tertullian: "Ad tuum, Domine, tribunal appello" (An Dein Gericht appelliere ich, Mein Herr). Mit den selben Worten wendet er sich auch an die Orthodoxe Hierarchie in Athen und fügt Folgendes hinzu: "Ihr mögt den Bann über mich verhängt haben, Ihr Heilige Väter, ich gebe Euch aber den Segen. Möge Euer Gewissen so rein sein, wie meins, und möget Ihr so moralisch und fromm sein, wie ich." Im Sommer beginnt Kazantzakis eine enge Zusammenarbeit mit Kimon Friar, der die "Odyssee" ins Englische übersetzt. Im Dezember ist er bei der Uraufführung des "Sodom und Gomorrha" in Mannheim, anschließend geht er nach Freiburg im Breisgau, um sich dort in einer Klinik behandeln zu lassen. Die Ärzte diagnostizieren eine gutartige lymphatische Leukämie. Der junge Verleger Giannis Goudelis übernimmt die Herausgabe der Gesamtausgabe von Kazantzakis' Werken in Athen .
    • 1955.Kazantzakis und Eleni verbringen einen Erholungsmonat in Lugano. Dort beginnt er seine "Rechenschaft vor El Greco", zu schreiben, seine geistige Autobiografie. Im August besuchen die beiden Albert Schweitzer in Gunsbach. Zurück in Antibes berät Kazantzakis Jules Dassin bei der Verfassung des Drehbuchs für die Verfilmung der "Griechischen Passion". Die in Zusammenarbeit mit Kakridis angefertigte "Ilias" -Übersetzung erscheint in Griechenland, jedoch auf Kosten der Übersetzer, da kein Verlag dem Projekt zustimmt. Eine zweite neu bearbeitete Auflage der "Odyssee" ist unter der Beaufsichtigung von Emmanuel Kasdaglis in Angriff genommen, dem Redakteur des ersten Bandes der "Gesamtausgabe" der Dramen von Kazantzakis. "Die letze Versuchung
      " erscheint endlich in Griechenland, nachdem eine "königliche Persönlichkeit" bei der griechischen Regierung für Kazantzakis intervenierte.
    • 1956. Im Juni erhält Kazantzakis den Friedenspreis in Wien. Im letzten Moment verliert er den Nobelpreis, der Juan Ramon Jimenez verliehen wird. Jules Dassin beendet die Verfilmung der "Griechischen Passion" ; der Film heißt "Celui qui doit mourir (Der Mann, der sterben muss)". Die Gesamtausgabe wird ständig erweitert: sie umfasst zwei weitere Bände mit den Dramen, einige Bände mit Reiseeindrücken, die griechische Übersetzung von "Toda-Raba" aus dem Französischen und den Roman "Mein Franz von Assisi".
    • 1957. Kazantzakis arbeitet weiterhin mit Kimon Friar zusammen. Ein langes Interview mit Pierre Sipriot wird in sechs Folgen von dem Pariser Radiosender übertragen. Kazantzakis besucht die Vorführung von "Celui qui doit mourir" beim Filmfestival in Cannes. Der Pariser Verlag Plon übernimmt die Herausgabe der "Gesamtausgabe" in der französischen Sprache . Kazantzakis und Eleni reisen als Gäste der Chinesischen Regierung nach China ab. Da Kazantzakis auf der Rückreise über Japan fliegen muss, ist er gezwungen, sich in Canton impfen zu lassen. Während er über dem Nordpol fliegt, schwillt sein Arm an und bekommt den Brand. Er lässt sich in der Freiburger Klinik behandeln, wo die Leukämie bei ihm ursprünglich diagnostiziert wurde. Die Krisis ist vorbei. Albert Schweitzer besucht ihn, um ihn zu beglückwünschen, aber ein grippaler Infekt erschöpft ihn völlig. Er stirbt am 26. Oktober im Alter von 74 Jahren. Sein Leichnam kommt in Athen an. Die griechisch-orthodoxe Kirche weigert sich, den Toten aufzubahren. Der Leichnam wird nach Kreta übergeführt und in der St.-Minas-Kathedrale in Heraklion ausgestellt . In Scharen nehmen die Menschen an der Prozession teil, die dem Toden bis zu dessen Beisetzung auf der venezianischen Stadtmauer folgt. Später wird auf dem Grab die von Kazantzakis selbst gewählte Inschrift eingegraben: "Den elpizo tipota. De fovoume tipota. Ime lefteros." (Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei.)


    * Die vorliegende Chronologie beruht zum großen Teil auf den biografischen Übersichten aus Pantelis Prevelakis' Buch "Tetrakosia grammata tou Kazantzaki ston Prevelaki" (Eleni Kazantzaki-Verlag, Athen 1965). (c) Princeton University Press

1883. Kazantzakis kommt am 18. Februar jul./3. März greg. in Heraklion auf dem damals osmanisch besetzten Kreta zur Welt.

Sein Vater Michalis, war Händler für landwirtschaftliche Erzeugnisse und Wein und stammte aus Varvaroi, wo heute das Kazantzakis-Museum sich befindet. Michalis wird erst viel später zu einem der Vorbilder für die Hauptfigur des Kapitän Michalis im gleichnamigen Roman.

Der Vater von Nikos Kazantzakis, eine der Vorlagen
für die Romanfigur von Kapitän Michalis

Alexis Sorbas in Französisch
Paris: Editions du Chene, 1947

1912. Mit einem Vortrag, der vor den Mitgliedern der Assoziation für Bildung gehalten wird, führt er die griechischen Intellektuellen in Bergsons Philosophie ein; der Vortrag wird später im Bulletin der Assoziation veröffentlicht .

Mit dem Ausbruch des ersten Balkankriegs meldet er sich freiwillig zur Armee und arbeitet im persönlichen Büro des Premierministers Eleftherios Venizelos.

Er bereist Griechenland, wieder in Begleitung von Sikelianos. In seinem Tagebuch heißt es: "Meine drei großen Lehrer: Homer – Dante – Bergson". Er zieht sich in ein Kloster zurück und beendet ein Buch, das nicht mehr vorhanden ist, möglicherweise über den Heiligen Berg Athos. Er schreibt in sein Tagebuch, wie sein Lebensmotto lautet: "Come l' uom s' etterna" ("wie der Mensch sich selbst retten kann", aus Dantes "Inferno", XV.85).

Höchstwahrscheinlich verfasst er die erste Fassung der Theaterstücke "Christ", "Odysseus" und "Nikiforos Fokas" . Im Oktober reist er nach Thessaloniki, um einen Vertrag zur Holzabfuhr vom Berg Athos zu unterschreiben. Dort wird er Zeuge der Ausschiffung der britischen und französischen Streitkräfte, die an der Front von Thessaloniki im Ersten Weltkrieg kämpfen werden.

In demselben Monat, während er Tolstoi liest, kommt er zum Schluss, dass Religion wichtiger als Literatur ist und gelobt er sich, an dem Punkt zu beginnen, wo Tolstoi aufgehört hat.

Mit seiner ersten Ehefrau, Galatea, in Athen

Giorgis Sorbas, Vorbild für die Romanfigur von Alexis Sorbas

Mit dem Dichter Aggelos Sikelianos

Wir sind gleich Freunde geworden. So unterschiedlich waren wir beide, daß wir sofort errieten, wie nötig der eine den anderen habe und daß wir gemeinsam den vollkommenen Menschen darstellten.
Ich – grobbehauen, wortkarg, mit der rauhen Schale des einfachen Mannes aus dem Volk; mit vielen Fragen und metaphysischen Bedrängnissen, der sich nicht von der glänzenden Oberfläche betrügen oder beirren ließ, der hinter der schönen Larve den Schädel erblickte – war keineswegs naiv, war ohne Sicherheit und nicht als Prinz geboren, bemühte mich aber, einer zu werden. Er, heiter, redegewandt, sicher, von edlem.
Aussehen, mit dem naiven und kraftspendenden Glauben, daß er unsterblich sei; und überzeugt, als Prinz geboren zu sein, so daß er sich nicht abmühen mußte, einer zu werden;
auch brauchte er sich nicht nach dem Gipfel zu sehnen, da er überzeugt war, sich bereits auf dem Gipfel zu befinden, einzigartig, unersetzlich zu sein·
Er duldete keinen Vergleich mit irgendeinem Genius der Vergangenheit oder der Gegenwart. Und diese Naivität verlieh ihm großes Selbstvertrauen und Überzeugungskraft.


[...]

Später, als ich ihn besser kannte, sagte ich ihm eines Tages:

- „Der große Unterschied zwischen uns beiden, Angelos, ist, daß du glaubst, bereits erlöst zu sein, während ich glaube,
daß es keine Erlösung gibt, und darin die Erlösung finde.“

[...]

Kazantzakis, Nikos. Rechenschaft vor El Greco.
Berlin-Gruenewald: F.A. Herbig, 1967, S. 195.

1922. Der Abschluss eines Vorvertrags mit einem Athener Verlag über eine Reihe von Schulbüchern ermöglicht es ihm, Griechenland erneut zu verlassen. Er hält sich vom 19. Mai bis Ende August in Wien vom 19. Mai bis Ende August in Wien auf. Dort erkrankt er an einem Ekzem im Gesicht, das der Arzt Wilhelm Stekel, dissidenter Freudianer, als "Heiligenkrankheit" bezeichnet. Im dekadenten Wien der Nachkriegszeit studiert er die heiligen Schriften des Buddhismus und arbeitet an einem Theaterstück über das Leben Buddhas. Nebenbei studiert er Freud und konzipiert das Werk "Askese. Salvatores Dei".

Im September, als er sich in Berlin aufhält, erfährt er von der Niederlage Griechenlands gegen die Türken in Kleinasien. Er verlässt seine alten nationalistischen Ideen und schließt sich den kommunistischen Revolutionären an. Rahel Lipstein-Minc , mit ihrem Kreis aus radikalen jungen Frauen übt einen enormen Einfluss auf ihn. Er zerreißt sein unvollendetes Werk "Buddha" und nimmt es auf neuer Basis wieder in Angriff. Er beginnt an der Askese , zu schreiben, die einen Versuch darstellt, den kommunistischen Aktivismus mit der buddhistischen Ergebung in Einklang zu bringen. Er träumt von einer Übersiedlung in die Sowjetunion und lernt Russisch.

Rahel Lipstein-Minc

Kazantzakis’ eigenhändige Widmung an die "ewige Rahel"

Der Umschlag der Psalmen, Paris 1949.



Rahels eigenhändige Widmung an Kazantzakis

1928. Am 11. Januar halten Kazantzakis und P. Istrati eine das sowjetische Experiment lobende Rede vor einer großen Versammlung im Alhabra Theater. Kazantzakis und Glinos, die die Veranstaltung organisierten, wird eine Anzeige angedroht, und Istrati die Deportation.

Im April trifft sich Kazantzakis mit Istrati wieder in der Sowjetunion , in Kiew, wo der erste an einem Drehbuch über die Russische Revolution arbeitet. In Juni lernen Kazantzakis und Istrati in Moskau Gorki kennen. Kazantzakis ändert das Ende der "Askese", indem er das Kapitel "Stille" hinzufügt. Er schreibt Artikel der "Prawda" über die sozialen Bedingungen in Griechenland sowie ein weiteres Drehbuch, diesmal über das Leben von Lenin. Auf dem Weg nach Murmansk mit Istrati kommt er in Leningrad vorbei und lernt Victor Serge kennen. Im Juli wird in der Zeitschrift "Monde" von Barbusse ein Text von Istrati veröffentlicht, in dem er Kazantzakis porträtiert; das ist das erste Mal, dass Kazantzakis der europäischen Leserschaft vorgestellt wird.

Ende August unternimmt Kazantzakis und Istrati, gemeinsam mit Eleni Samiou und Bilili Baud-Bovy, eine lange Reise in den Süden der Sowjetunion mit dem Ziel, eine Artikel-Reihe mit dem Titel "Akolouthontas to kokkino asteri (Dem roten Stern folgend)" gemeinsam zu verfassen. Die zwei Freunde werden einander jedoch allmählich fremd. Ihre Auseinandersetzung spitzt sich im Dezember aufgrund der "Russakov-Angelegenheit" zu, d.h. der Verfolgung von Victor Serge und seinem Schwiegervater, Russakov, als Trotskisten. In Athen werden Kazantzakis' Reiseeindrücke in zwei Bänden herausgegeben.

1931. Nach seiner Rückkehr nach Griechenland lässt er sich auf Ägina nieder und arbeitet an einem französisch-griechischen Wörterbuch (in Demotiki und Katharevousa).

Im Juni besucht er die Pariser Kolonialausstellung, die ihm frische Ideen für die Gestaltung der afrikanischen Szenen der Odyssee , gibt, deren dritte Fassung er in seinem Unterschlupf in der Tschechoslowakei zu Ende schreibt.

1937. Auf Ägina beendet er die sechste Fassung der Odyssee . Es erscheint sein Buch mit Reiseeindrücken aus Spanien.

Im September reist er durch den Peloponnes. Seine Eindrücke werden in der Form von Artikeln publiziert, später werden sie zum Werk "Taksidi sto Moria (Reise nach Morea)" zusammengestellt.

Er verfasst die Tragödie "Melissa " für das Nationaltheater.

1943. Trotz der Entbehrungen, die die deutsche Besatzung mit sich bringt, arbeitet Kazantzakis fieberhaft und beendet die zweite Fassung von "Buddha", "Alexis Sorbas" und die Übersetzung der "Ilias".

Anschließend verfasst er eine neue Version der "Prometheus" -Trilogie von Aischylos.

1944. Im Frühling und Sommer verfasst er die Theaterstücke "Kapodistrias" und "Konstantinos Palailogos". Diese Werke, einschließlich der "Prometheus"-Trilogie, decken den Zeitraum von der Antike über die Byzanz bis zum modernen Griechischen Staat ab.

Nach dem Abzug der deutschen Besatzungstruppen siedelt Kazantzakis nach Athen über, wo Tea Anemogianni ihn freundlich aufnimmt. Er erlebt die Phase des Bürgerkriegs mit, die als Dekemvriana (Dezember-Ereignisse) bekannt ist.

1945. Er hält sein Versprechen in die Politik zu gehen und wird zum Anführer einer kleinen sozialistischen Partei, die darauf abzielt, alle Splittergruppen der nicht-kommunistischen Linken zu vereinen. Er kandidiert für eine Stelle bei der Athener Akademie und verliert nur um zwei Stimmen.

Die Regierung entsendet ihn als Sachverständigen nach Kreta zur Anfertigung eines Gutachtens über die von den Deutschen dort verübten Gräuel. Im November heiratet er seine treue Gefährtin, Eleni Samiou, und wird als Minister ohne Geschäftsbereich in der Koalitionsregierung von Sofoulis vereidigt.

Der schwedische Intellektuelle und Regierungsfunktionär übersetzt "Alexis Sorbas". Nachdem er seine Beziehungen spielen ließ, wird er zu einem Posten bei der UNESCO berufen, mit der Aufgabe, Übersetzungen internationaler klassischer Literaturwerke zu fördern, um Brücken zwischen den verschiedenen Kulturen und insbesondere zwischen Ost und West zu schlagen.

Er selbst übersetzt sein Werk "Julianus Apostata". Sorbas kommt in Paris heraus.

1953. Immer noch an der Augenentzündung leidend wird er ins Krankenhaus eingewiesen (er wird blind auf seinem rechten Auge). Aus der Untersuchung ergibt sich, dass die chronischen Symptome im Gesicht auf eine Funktionsstörung der Lymphe zurückgehen müssen. Zurück in Antibes verbringt er einen Monat mit Giannis Kakridis, währenddessen sie ihre Antibes , verbringt er einen Monat mit Giannis Kakridis, währenddessen sie ihre "Ilias" Übersetzung zur Vollendung bringen.

Er verfasst den Roman "Mein Franz von Assisi" . In Griechenland versucht die Orthodoxe Kirche, die Verfolgung von Kazantzakis in die Wege zu leiten. Man beschuldigt ihn des Sakrilegs aufgrund einiger Seiten aus Freiheit oder Tod und der ganzen "Letzten Versuchung ", obwohl die letzte auf Griechisch noch nicht erschienen ist. "Sorbas"erscheint in New York.

1954. Der Papst setzt "Die letzte Versuchung Christi " auf den Index der verbotenen Bücher. Kazantzakis schickt ein Telegramm an den Vatikan mit den Worten des christlichen Apologeten Tertullian: "Ad tuum, Domine, tribunal appello" (An Dein Gericht appelliere ich, Mein Herr). Mit den selben Worten wendet er sich auch an die Orthodoxe Hierarchie in Athen und fügt Folgendes hinzu: "Ihr mögt den Bann über mich verhängt haben, Ihr Heilige Väter, ich gebe Euch aber den Segen. Möge Euer Gewissen so rein sein, wie meins, und möget Ihr so moralisch und fromm sein, wie ich."

Im Sommer beginnt Kazantzakis eine enge Zusammenarbeit mit Kimon Friar, der die "Odyssee" ins Englische übersetzt. Im Dezember ist er bei der Uraufführung des "Sodom und Gomorrha" in Mannheim, anschließend geht er nach Freiburg im Breisgau, um sich dort in einer Klinik behandeln zu lassen. Die Ärzte diagnostizieren eine gutartige lymphatische Leukämie.

Der junge Verleger Giannis Goudelis übernimmt die Herausgabe der Gesamtausgabe von Kazantzakis' Werken in Athen .

1955. Kazantzakis und Eleni verbringen einen Erholungsmonat in Lugano. Dort beginnt er seine "Rechenschaft vor El Greco", zu schreiben, seine geistige Autobiografie. Im August besuchen die beiden Albert Schweitzer in Gunsbach.

Zurück in Antibes berät Kazantzakis Jules Dassin bei der Verfassung des Drehbuchs für die Verfilmung der "Griechischen Passion".

Die in Zusammenarbeit mit Kakridis angefertigte -Übersetzung erscheint in Griechenland, jedoch auf Kosten der Übersetzer, da kein Verlag dem Projekt zustimmt. Eine zweite neu bearbeitete Auflage der "Odyssee" ist unter der Beaufsichtigung von Emmanuel Kasdaglis in Angriff genommen, dem Redakteur des ersten Bandes der "Gesamtausgabe" der Dramen von Kazantzakis.

"Die letze Versuchung " erscheint endlich in Griechenland, nachdem eine "königliche Persönlichkeit" bei der griechischen Regierung für Kazantzakis intervenierte.

Mit Albert Schweitzer und Eleni in Deutschland

1956. Im Juni erhält Kazantzakis den Friedenspreis in Wien. Im letzten Moment verliert er den Nobelpreis, der Juan Ramon Jimenez verliehen wird.

Jules Dassin beendet die Verfilmung der "Griechischen Passion", ; der Film heißt "Celui qui doit mourir (Der Mann, der sterben muss)". Die Gesamtausgabe wird ständig erweitert: sie umfasst zwei weitere Bände mit den Dramen, einige Bände mit Reiseeindrücken, die griechische Übersetzung von "Toda-Raba" aus dem Französischen und den Roman Mein Franz von Assisi.

Bei der Verleihung des Friedenspreises in Wien

Eine andere Ansicht seines Büros in Antibes

1957.Kazantzakis arbeitet weiterhin mit Kimon Friar zusammen. Ein langes Interview Pierre Sipriot wird in sechs Folgen von dem Pariser Radiosender übertragen.

Kazantzakis besucht die Vorführung von "Celui qui doit mourir" beim Filmfestival in Cannes. Der Pariser Verlag Plon übernimmt die Herausgabe der "Gesamtausgabe" in der französischen Sprache .

Kazantzakis und Eleni reisen als Gäste der Chinesischen Regierung nach China ab. Da Kazantzakis auf der Rückreise über Japan fliegen muss, ist er gezwungen, sich in Canton impfen zu lassen. Während er über dem Nordpol fliegt, schwillt sein Arm an und bekommt den Brand. Er lässt sich in der Freiburger Klinik behandeln, wo die Leukämie bei ihm ursprünglich diagnostiziert wurde. Die Krisis ist vorbei.

Albert Schweitzer besucht ihn, um ihn zu beglückwünschen, aber ein grippaler Infekt erschöpft ihn völlig.

Er stirbt am 26. Oktober im Alter von 74 Jahren. Sein Leichnam kommt in Athen an. Die griechisch-orthodoxe Kirche weigert sich, den Toten aufzubahren. Der Leichnam wird nach Kreta übergeführt und in der St.-Minas-Kathedrale in Heraklion ausgestellt . In Scharen nehmen die Menschen an der Prozession teil, die dem Toden bis zu dessen Beisetzung auf der venezianischen Stadtmauer . folgt.

Später wird auf dem Grab die von Kazantzakis selbst gewählte Inschrift eingegraben: "Den elpizo tipota. De fovoume tipota. Ime lefteros." (Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei.)

In Antibes mit Kimon Friar

In Cannes für die Vorführung des Films Celui qui doit mourir, der auf seinem Roman Griechische Passion beruht,
mit Jules Dassin und Melina Merkouri

Kazantzakis signiert die französische Ausgabe
des Romans Mein Franz von Assisi

Die Bestattungszeremonie von Nikos Kazantzakis in der St. Minas-Kathedrale in Heraklion (5. November)

Momentaufnahme aus der Beisetzung von Nikos Kazantzakis in Heraklion

Wo lauert der Antichrist?

ESTIA (22.01.54) : Ein Buch verunglimpft Kreta und Religion

KATHIMERINI (26.01.1954) : Intellektueller McCarthyismus (ein Kommentar von Emilios Chourmouzios)

TO VIMA (16.05.1954) : Kirche und Literatur (ein Kommentar von G. Fteris)

KATHIMERINI (18.11.1954) : Ein Werk wahren Glaubens (von Emilios Chourmouzios)

KATHIMERINI (02.12.1954) : Zwei Elemente des Mythos (von Emilios Chourmouzios)

SPITHA (Nov. 1957)

KATHIMERINI (18.11.1954) : Kritik von Emilios Chourmouzios über das Werk Griechische Passion (1)

KATHIMERINI (18.11.1954) : Kritik von Emilios Chourmouzios über das Werk Griechische Passion (2)

NEA (11.07.1956) : Kein griechischer Prominenter bei der Verleihung des Friedenspreises an Nikos Kazantzakis...

NEA (16.05.1955) : Kazantzakis im Interview mit Pierre Sipriot, Paris (1)

PANTHRAKIKI (18.08.1956) : Das Glück und die Ehre eines Reiches (von N. Kazantzakis)

TACHYDROMOS (02.03.1957) : Kazantzakis im Interview: "Gebt mir ein wenig von der Zeit, die Ihr verschwendet"

ETHNIKOS KYRIX (19.10.1956) : Der Mann, der sterben muss

AVGI (04.12.1957) : Filmkritik: Der Mann, der sterben muss

MESOGEIOS : Leichnam von Kazantzakis gestern Abend nach Heraklion überführt

DRASI : In tiefer Betrübnis und Trauer empfingen die Einwohner von Heraklion den Leichnam des großen Kreters Kazantzakis

Alexis Sorbas in Griechisch
Athen: Difros Verlag, 1955

"Die Griechische Passion in Griechisch"
Athen: Difros Verlag, 1955

Freiheit oder Tod (2. Auflage)
Athen: Difros Verlag, 1955

Odyssee in Englisch
New York: Simon and Schuster, 1958